Barfen ist nicht jedermanns Sache. Dafür habe ich durchaus Verständnis. Leider kommen mir aber hin und wieder Gerüchte zu Ohr, was das Barfen angeblich mit dem Hund anrichte. Manche Hundehalter, die ich zufällig beim Spaziergang treffe, sind sogar richtig gehend entsetzt, wenn das Thema Futter aufkommt und ich sage: „Mein Hund wird gebarft.“ Das finde ich sehr schade, denn hinter der Ablehnung stecken meiner Erfahrung nach ganz einfache Irrtümer. Deswegen habe ich hier ein paar davon niedergeschrieben und versucht, mit diesen Vorurteilen aufzuräumen.

Barf macht den Hund blutrünstig

Immer wieder höre oder lese ich, dass Barf den Hund angeblich auf den Blutgeschmack bringe. Deswegen würde der Hund entweder jagen oder sogar seinen Besitzer als Beute sehe, wenn der blutet. Hier wird dem Hund eindeutig ein großes Stück Intelligenz abgesprochen. Ein Hund erkennt seinen Besitzer an Geruch, Stimme, Körperform und seinen Bewegungen. Nur weil sich dieser also in den Finger schneidet, vergisst der Hund nicht, dass es sich um seinen Halter handelt. Würde der Hund von frischer Nahrung so blind werden, sobald er Blut riecht, müssten sich sämtliche Wolfsrudel zwangsläufig selbst ausrotten, weil auch ein Wolf sich sicherlich mal verletzt. Dennoch wird er nicht von seinem Rudel gefressen, ganz im Gegenteil: Das Belecken der Wunden, wie viele Hunde es auch noch heute bei ihren Haltern machen, dient der Säuberung und soll die Wundheilung fördern. Der Hund will seinen Halter also nicht fressen, sondern ihm helfen.


Und was den Jagdtrieb angeht: Jedem Hund wohnt ein gewisser Jagdtrieb inne, manchen Rassen mehr, manchen weniger. Was Beute ist, begreift aber wohl jeder Hund instinktiv, egal ob er bereits Rohfleisch gefressen hat oder nicht. Ob die Aufnahme von Frischfutter den Jagdtrieb verstärkt ist äußerst strittig. Zum einen müsste der Hund dafür eine Verbindung zwischen zubereitetem Fleisch in der Schüssel und sich bewegendem Wild herstellen. Zum anderen müsste er – sollte er auf den Geruch des Blutes reagieren – dann eher Kühe als Hasen verfolgen. Immerhin wird in der Rohfütterung zumeist Rindfleisch verwendet. Das legt den Schluss nahe, dass ein auf Rinderblut fixierter Barf-Hund zunächst auch auf genau diesen Geruch reagieren müsste. Dennoch sieht man wohl eher selten einen Hund, der zum Jagen auf eine Kuhweide schleicht. Was den durch Barf ausgelösten Blutdurst angeht, sollten wir unseren Vierbeinern wohl etwas mehr Besonnenheit und Intelligenz zutrauen.

Barf macht den Hund krank

Diese Aussage ist besonders schwierig, da sie so pauschal ist. Manche meinen damit, dass die Rohfütterung keine ausgewogene Ernährung darstellt. Sie macht den Hund also in dem Sinn krank, dass er dadurch Mangelerscheinungen davonträgt. Falsch ist das nicht. Das kann passieren, wenn man sich vorher nicht ausreichend mit der Thematik beschäftigt. Verallgemeinern lässt sich diese Aussage aber auch nicht. Es ist durchaus möglich, einen Hund mit Barf ausgewogen zu ernähren.

Andere deuten mit „Barf macht krank“ an, dass das Fleisch Krankheitserreger enthalten kann. Auch das ist nicht falsch. Jeder von uns wird schon mal einen irgendwie gearteten Fleischskandal in den Medien verfolgt haben. Das ist ein Problem, das jedes Lebewesen betrifft, das Fleisch zu sich nimmt. Dass der Hund das Fleisch roh bekommt, spielt da nur bedingt eine Rolle. Für uns bedenkliche Krankheitserreger wie Salmonellen machen den meisten Hunden nichts aus. Auch wenn das Fleisch schon etwas älter und abgestanden ist, macht es das für den Hund nicht unbedingt problematisch.

Was die gesundheitlichen Tücken von rohem Fleisch angeht, habe ich aber auch schon abenteuerlichere Theorien gelesen. Am besten gefallen hat mir, dass der Hund die in dem rohen Fleisch eingelagerten Wurmeier zu sich nehmen würde. Dadurch hätten gebarfte Hunde viel häufiger als nicht gebarfte Würmer und müssten monatlich entwurmt werden. Wenn ich so etwas lese, denke ich an meinen Metzger, der mir das Fleisch für meinen Hund liefert. Was der wohl sagen würde, würde man ihm unterstellen, sein Fleisch trage Wurmeier? Zumindest wer das Barffleisch beim Metzger kauft, kann sich sicher sein, dass es unter denselben hygienischen Anforderungen behandelt wurde wie das Fleisch für den menschlichen Verzehr. Das schließt einen Befall mit den meisten Krankheiten und Parasiten von vornherein aus.

Barfen ist teuer

Über diesen Irrtum habe ich zuletzt gelacht, als ich mir online die Preise für höherwertiges Trocken- und Nassfutter angeschaut habe. Tatsächlich frisst mein Hund mit Barf günstiger. Das hängt natürlich davon ab, wo man sein Fleisch bezieht. Große Kilomengen beim Metzger sind meist günstiger als die vorportionierten Fertigbarfpackungen aus dem Barfshop. Trotzdem sind selbst die noch günstiger, wenn man sie mit so manchem Fertigfutter vergleicht.

Barf ist die beste Ernährung für jeden Hund

Zum Schluss will ich es nicht versäumen, einen Irrtum aufzugreifen, der von Barfern selbst ausgeht: Jeder Hund muss barfen. Auch das habe ich schon gehört und mich darüber ebenso gewundert wie über manche negativen Gerüchte zu dieser Form der Ernährung. Es gibt nunmal nicht DAS Futter, das jeder Hund super verträgt und total gerne frisst. Das gilt für Fertigfutter ebenso wie für das Barfen. Sicher halte ich Barf für eine sehr gute Option in der Hundefütterung, doch nicht für die einzige. Es kann und will nunmal nicht jeder Mensch barfen. Die Hunde sind deswegen nicht unbedingt schlechter dran. Man kann seinen Vierbeiner auch mit einem gesunden Fertigfutter und entsprechendem Knabberzeug durchaus gesund und abwechslungsreich ernähren.